Der Obdachlose, der in unserer Behindertentoilette wohnt…

Wir haben nicht nur eine psychosomatische Tagesklinik in unserem Haus, sondern neuerdings auch einen Mitbewohner. Würden wir auf einem Kreuzfahrtschiff leben, wäre der Mann als blinder Passagier zu bezeichnen. Gibt es einen Begriff für heimliche Bewohner von Gebäuden? Obwohl heimlich die friedliche Koexistenz nicht treffend beschreibt. Denn inzwischen pflegt die Hausgemeinschaft einen herzlichen Umgang mit dem Obdachlosen, der in der Behindertentoilette wohnt. Seit Neuestem lässt er sogar die Tragetaschen mit seinem Hab und Gut zur Aufbewahrung in der Arztpraxis im Erdgeschoss zurück, wenn er sein Domizil kurzfristig verlassen muss. Die beiden Damen vom Empfang widmen sich der Aufgabe mit Eifer und plädieren vehement dagegen, die alternative Nutzung der Behindertentoilette der Hausverwaltung zu melden. »Erstens wird das Klo sowieso nie benutzt und zweitens können wir den Toiletten-Gert doch bei der Kälte nicht vor die Tür setzen!«. Auch wieder wahr. Zum Dank ließ Gert gestern eine Flasche Rotkäppchen Sekt springen, die er natürlich allein trinken musste. Alkohol in der Praxis gibt es nur an Karneval; apropos…klar das Toiletten-Gert bei der hausinternen Feier nicht fehlen darf. Seine jecke Einladung steckt schon hinter dem Handtuchspender…

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